letzter Logbucheintrag
Zurück in Naxos machten wir uns auf den Weg Richtung Südpelepones. Mit Zwischenstop in Milos und Mondschein-Motoren-Fahrt erreichten wir dann Githion im Lakonischen Golf Mitte Juli. Hier verbrachten wir noch ein paar Tage mit Freunden aus Wien. Unter anderem wurde gewaschen, Schiff von Mast bis Kiel sauber gemacht und abgespritzt, proviantiert und Diesel und Wasser aufgefüllt.
Unsere nächste, etwas grössere Passage lag vor uns, vom Südpelepones nach Sizilien, Italien: vier bis fünfhundert Seemeilen, etwa drei bis vier Tage. Der Wind war am Anfang nicht mit uns, eher gegen uns. Also motorten wir... Am anderen Morgen konnten wir dann endlich Segel setzen. Für 36 Stunden gings hart am Wind Richtung Sizilien. Uns ging es beiden nicht so prächtig: etwas Seekrankheit mit Schlafmanko sowie zu wenig getrunken und wenig oder „falsch“ gegessen. Naja, die Flaute hatte uns dann auch wieder und es ging weiter unter Motor. Mit dem Sonnenaufgang sahen wir dann von weitem den Etna – also konnte die Strasse von Messina nicht mehr weit sein! Wir hofften immer noch auf Wind, der dann auch auffrischte aber während unserer Durchfahrt durch die Strasse von Messina wieder voll auf die Nase. Nach der Strasse leider wieder Flaute... langsam sehnten wir uns nach einer ruhigen Nacht mit viel und ungestörtem Schlaf, ohne Motorengeräusch!
Wir machten für eine Nacht in Milazzo fest. Am nächsten Morgen verlegten wir uns nach Porto Rosa, wo wir ein paar Nächte blieben. Marc’s Mutter, Lis, war mit ihrem Camper auch auf Sizilien. So verbrachten wir gemeinsam die nächsten paar Tage an Land. Zusammen besuchten wir Taormina, Syracusa, das Tal der Tempel bei Agrigento und Selinunte. In Trapani trafen wir alte Freunde aus Brindisi wieder, Rufus und Maxi von der S/Y CORNUCOPIA. Sie lagen dort an der Boje und warteten auf gutes Wetter für ihre Weiterfahrt nach Tunesion, wo sie für den Winter blieben. Von Trapani ging es dann zurück nach Porto Rosa. Hier verabschiedeten wir uns von Lis und ihrem Camper – vielleicht treffen wir uns ja nochmals auf Sardinien?
Unsere Reise ging weiter nach Cefalu. Dort lagen wir erst vor Anker, dann vor Anker mit Heckleine. Nun hiess es Wetter beobachten und den richtigen Augenblick abwarten für unsere Weiterfahrt nach Sardinien. Das Wetter war und blieb immer noch sehr unbeständig. Viele Fronten und Gewitter und natürlich Wind auf die Nase! Also genossen wir erst einmal Cefalu’s autofreie Innenstadt und den langen Sandstrand. Endlich war es soweit. Wir versuchten es. Morgens mit dem ersten Licht liefen wir aus und liessen Cefalu hinter uns. Noch unter der Küste Sizilien's hatten wir etwas Wind für die ersten Stunden und dann Flaute – also wieder motoren. Dann mussten wir uns entscheiden, entweder nochmals bei Sizilien „einzukehren“ oder nach Sardinien durchhalten. Der Himmel bedeckte sich immer mehr und Sizilien wurde schon fast verschluckt.
Wir entschieden uns durchzuhalten und gleich nach Sardinien abzustecken. Langsam wurde die See unruhiger und der Wind kam immer mehr von Vorne. Wir setzten unser Grosssegel als Stützsegel. Auf Steuerbord sahen wir Gewitterzellen während die Sonne langsam unter ging. In diesem speziellen Lichtspiel von Sonne, Gewitterwolken und Wasser sahen wir auf einmal Windhosen. Uns blieb fast das Herz stehen! Erstmal ganz ruhig durchatmen. Dann beobachteten wir und machten sturmklar. Durch unsere Beobachtungen stellten wir fest, dass die Windhosen zusammen mit den Gewitterzellen ziehen. Wenigstens etwas! Das hiess also für uns, speziell während der Nacht, keiner Gewitterzelle zu nahe zu kommen. Es wurde eine angespannte und nervenaufreibende Nacht. Mit dem Radar und von Auge beobachten wir und versuchten gegen Wellen und Wind den Gewittern auszuweichen. Je nach Ausweichkurs mit gereffter Genua, Genua raus, Genua wieder rein und wieder auf Kurs... Bei Sonnenaufgang liessen wir die letzte Gewitterzelle dann endlich hinter uns. Die Wellen und der Wind waren immer noch gegen uns, doch jetzt hiess es nur noch nach vorne schauen. Zurück ging sowieso nicht mehr. Wir erholten uns durch den Tag so gut wie möglich. Wenigstens war keinem von uns schlecht und während dieser Passage assen und tranken wir besser. Nur mit dem Schlaf war das noch so eine Sache. Bei Sonnenuntergang dann endlich sahen wir Sardinien vor uns liegen. Die Marina von Villasimius war unser Ziel. Wenn der Wind nicht mehr zunahm und wir den Kurs halten könnten, dann wären wir kurz nach Mitternacht dort. Ha, wäre ja gelacht gewesen, wenn es so gekappt hätte! Nein, wir kämpften die ganze Nacht – der Wind wurde stärker und die Wellen höher. Wir kämpften um jeden Zentimeter Höhe um näher an Sardinien heranzukommen. Es wurde wieder eine lange und nasse Nacht. Unsere S/Y MELMAR Y wurde durchgeschüttelt und zwei/drei Mal hatten wir das Gefühl, jetzt bricht sie auseinander. Zum Glück keine Gewitter mehr!
Wir erreichten die Marina dann bei Sonnenaufgang und machten uns an der Aussenmole fest. „So, das war’s für mich (Melanie) – ich steige aus und segle nicht mehr weiter, das Segelprojekt ist abgeschlossen!“ – Um neun Uhr lagen wir festgemacht an unserem zugewiesenen Liegeplatz und fielen völlig erschöpft in unsere Koje. Nach vier Stunden Tiefschlaf rappelten wir uns auf und „untersuchten“ unser Schiff auf Schäden. Bis auf ein paar Lecks, vor allem in der Bugkabine, war aber alles in Ordnung. Und so machten wir uns ans auswaschen und trocknen. Bis am Abend hatten wir soweit wieder alles im Griff und genossen ein gemütliches Z’nacht bei uns an Bord zusammen mit Marc’s Mutter. Lis war mit ihrem Camper ein paar Tage vor uns schon per Fähre nach Sardinien gekommen und wartete auf uns. Sie war auch heilfroh uns zu sehen! Die letzten paar Tage waren wirklich nicht so schön, draussen auf dem Meer. Na ja, so schnell man dann sagt „ich steige aus“, so schnell geht es einem dann auch wieder besser, sobald die Sonne wieder scheint und man ein paar Stunden gut geschlafen hat...
Also weiter gehts! Auf Sardinien verabschiedeten wir uns nun entgültig von Marc’s Mutter. Sie nahm die Fähre nach Korsika und dann gings für sie weiter ans Festland. Und wir machten uns auf Richtung Balearen/Spanien. Auch bei dieser Überfahrt das gleiche Spiel wie bei den anderen. Am Anfang guter Segelwind, dann Flaute, dann Wind und Wellen gegen uns, unser Motor war unser stetiger Begleiter.
Am Mittwoch dem 16. August um etwa drei Uhr Morgens liefen wir im grossen Naturhafen von Mahon auf Menorca ein. Um vier Uhr fiel unser Anker und um neun Uhr wurden wir geweckt durch sehr nahe Motorengeräusche – von Fähren die ein- und ausliefen. Wir lagen ziehmlich nahe an der Fahrrinne... Nach gemütlichem Frühstück machten wir uns dann ans Verlegen. Die Wettervorhersage war eher etwas „stürmisch“, daher wären wir gerne an eine Boje für ein paar Tage. Doch war leider schon alles belegt. Also legten wir uns in der Cala Teulera vor Anker, mit unserem Danforthanker als Reitgewicht und unserem Besansegel im 2. Reff als Schwojkreis-„bremser“. Trotz starkem, böigem Wind lagen wir dort ganz gut und blieben auch erst einmal ein paar Tage. Grosse Wäsche, Boot putzen, Einkaufen, Wasser, Diesel, neue spanische Telefonnummer besorgen... und natürlich Mahon ansehen. Nach einer Woche in Mahon segelten wir entlang der Südküste von Menorca von einer Bucht zur anderen. In der Cala en Porter besuchten wir die Cova d’en Xoroi – eine Disco (Nachts), Bar (Abends), Restaurant (Nachmittags) in einer grossen Höhle in den Klippen, direkt über dem tiefblauen Meer. Und schon sahen wir Mallorca ganz schwach in der Ferne! Unser Etappenziel, wo wir etwa einen Monat bleiben wollen.
Die Überfahrt von Menorca nach Mallorca war super! Sehr guter Wind, wir segelten den ganzen Tag. Zwar hart am Wind, aber was soll’s. Nach unseren „Negativ“-Erfahrungen immer alles unter Motor war dies mit Abstand die schönste Überfahrt. Abends erreichten wir Porto Colom an der Ostküste von Mallorca, wieder ein grosser Naturhafen mit Bojen und Ankermöglichkeiten.
Fotos zum Logbucheintrag: Italien/Sizilien I - Taormina / Riposta Italien/Sizilien II - Syracusa / Agrigento Italien/Sizilien III - Selinunte / Trapani Passagen - Ionisches und Thyrrenisches Meer
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